Geister und lebende Statuen – ein gaanz wichtiges Element des Trebeta.
Nicht nur ist Protagonistin Helene selbst ein Geist, nein, es wimmelt
nur so von diesen toten und halbtoten Gestalten in der Geschichte.
Manche sind hilfreich, andere sehr nervig und manche einfach nur
unterhaltsam.
Diese Geister sind – aus den unterschiedlichsten
Gründen – Gestrandete zwischen den Welten. Und die wenigsten von ihnen
kommen gut mit diesem Seinzustand klar und entwickeln daher die
merkwürdigsten Macken. Die meisten Menschen können sie weder sehen noch
hören, doch einige wenige können es. Und die lernen meist sehr früh die
Kunst, mit neutralem Blick durch einen Geist hindurchzustarren, als wäre
er gar nicht da. Denn wenn ein Geist, der sich meist fürchterlich
langweilt, einmal entdeckt hat, dass du ihn sehen kannst, steckst du in
Schwierigkeiten. Ungefähr so:
»Psssst!!!«
Die Tatsache, dass
diese Person mit drei Ausrufezeichen auf sich aufmerksam machte, ließ
seine Hoffnung schmelzen wie Schnee über einem offenen Feuer. Georg
kannte nur zwei bis drei Personen, die das taten. Alle wohnten in dieser
Gasse und keiner davon wollte er begegnen.
Bemüht darum, seinem Gesicht einen gleichmütigen Ausdruck abzugewinnen ging er weiter.
»Hehe, Kirchenmann, du bist es!«, schnarrte es da. »In der Tat, ich
erkenne dich! Ich weiß, dass du mich hören kannst, also tu nicht so!«
Wie ich auf Geister und lebendige Statuen gekommen bin? Keine Ahnung.
Vielleicht Langzeitschäden, weil ich ein Jahr zuvor ein Buch über den
hiesigen Friedhof geschrieben hatte.
Und ja, es gibt sogar so eine
Art Selbsthilfegruppe für unglückliche Geister, aber darüber kann ich
nicht zu viel verraten, ohne zu spoilern. ;-)
An dieser Stelle möchte ich stattdessen den Statuengeist und absoluten Publikumsliebling Balduin auf die Bühne bitten:
»Na so was, das gibt’s ja nicht!«, ertönte plötzlich hinter ihnen eine kratzige Stimme.
Willy drehte sich schlagartig um, erleichtert, endlich mit einem normalen Menschen sprechen zu können. Die ausufernde Diskussion auf dem Brunnen war einfach zu irritierend für einen nekromantischen Neuling.
Die Menschen hasteten am Brunnen vorbei in alle Richtungen. Sie schienen weder ihn noch den Brunnenstreit wahrzunehmen. Doch wer hatte dann gesprochen?
»Halloo!« Es klang ungeduldig.
Etwas kribbelte an seinem Bein und der Nekromant senkte langsam den Blick.
Vor ihm stand ein Pferd.
Eigentlich war es eher ein Pony. Es ging ihm nur bis zum Oberschenkel und hatte wohl über die Jahre ein bisschen zu viel gefressen. Sein Bauch wölbte sich weit aus und der Hals war so kräftig, dass es unmöglich nur Muskeln sein konnten.
Das Pony starrte ihn an.
»So, du kannst mich also hören. Das ist erfreulich.«
Willy schüttelte kurz den Kopf und versuchte, wieder zu Verstand zu kommen. Dass die Figuren am Brunnen sprachen, war eine Sache. Doch wenn die Pferde zu reden begannen, wurde es ganz sicher kritisch.
»Das kannst du sein lassen. Das hilft nichts«, wies ihn das Pferdchen freundlich hin.
Es sprach tatsächlich. Jetzt, da Willy es genauer betrachtete, stellte er fest, dass es sich gar nicht um ein gewöhnliches Pferd handelte. Seine Substanz schien zwar fester zu sein als die von Helene, doch es flirrte ein wenig in der Luft. Außerdem hatte es eine grau-verwitterte Färbung, die der Nekromant wirklich noch bei keinem Pferd gesehen hatte.
»Bist du tot?«, fragte er vorsichtig.
Das Pferdchen legte den Kopf schräg.
»Du bist unhöflich«, bemerkte es. »Von allen Dingen, die man einen neuen Bekannten fragen kann, ist das wohl die schlechteste Möglichkeit, meinst du nicht auch?«
Und als Willy verdattert schwieg, fügte es hinzu: »Du könntest zum Beispiel fragen, wie ich heiße. Oder wie sich der Geschmack des Heus in den letzten 200 Jahren verändert hat. DAS wäre keinesfalls unhöflich.«
»Also gut, wie heißt du denn?«
Das Pferdchen warf sich stolz in Pose: »Balduin mein Name, sehr erfreut!« Es deutete eine Verbeugung an.
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